Die Förderung junger Musiker und die zeitgenössische Musik sind Schwerpunkte in der Arbeit der Musikakademie Rheinsberg. Obwohl im nördlichsten Zipfel Brandenburgs gelegen, pflegt die Akademie zahlreiche Verbindungen zu jungen Berliner Komponisten. Seit 1997 werden regelmäßig Kompositionsaufträge des Berliner Senats in Rheinsberg uraufgeführt, jährlich finden Kompositionskurse mit Berliner und Brandenburger Komponisten statt. Kontakte, die auf diese Art z.B. auch mit Chico Mello und Peter Köszeghy geknüpft wurden, sind Grundlage für viele wichtige Projekte der Musikakademie.
Chico Mello: Da novela
Musikalisch-szenisches Stück für drei Darsteller und Lautsprecher
Auftragswerk des Senats für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Berlin
mit dem »Ensemble Intermission 3«: Anna Clementi, Gesang, Christian Kesten und Daniel Oti, Klavier
Der in Berlin und Rio de Janeiro lebende Brasilianer Chico Mello nimmt in seinen Werken immer wieder ganz unterschiedliche musikalische Traditionen auf. Ausgehend vom Verhältnis zwischen Stille, Zeit und leerem Raum werden in »Da novela« klangliche und visuelle Ereignisse entwickelt. Als Material verwendet er Geräusche, Gesten und Fragmente von Liedern und Begleitpattern u.a. aus Brasilien, Argentinien und Deutschland.
In diesem Stück, in dem eine Art "TV-Affekt-Dreieck" dargestellt wird, geht es um vier mögliche Aktionen: Tanzen (immer in wechselnden 2+1 Konstellationen), Sprechen, Singen (live oder aus dem Lautsprecher) und Radio Novelas (aus dem Lautsprecher). Diese Aktionen und ihre Wechsel werden von akustischen Signalen - Jingles - ausgelöst, die nur aus dem Lautsprecher kommen. Die Texte sind Zitate aus »Ethik III« von Spinoza (mit Beispielen von Chico Mello) und »Irrläufe« von Giorgio Manganelli in der deutschen Übersetzung von Iris Schnebel-Kaschnitz.
Die Fragmente der Radio Novelas (Radio Seifenopern) stammen aus den 1950er Jahren, aus der »Série = Rádio no Brasil«, aus dem BBC-Servico Brasileiro, produziert von L.C. Saroldi und V. Martins. Diese Vorläufer der heutigen Fernsehserien waren wegen der Liebesgeschichten sehr beliebt, besonders bei den potenziellen Käuferinnen von Seifen, damals meistens nur Hausfrauen.
Peter Köszeghy: Shivas Tanz
Ensemble für die Musik des 21. Jahrhunderts
mit Sabrina Sdunzig, Alt, Iljana Göbel, Violine, Heiner Frauendorf, Knopfakkordeon, Matthias Jann, Posaune und Frank Gutschmidt
Beitrag der Musikakademie Rheinsberg
Peter Köszeghys Komposition »Shivas Tanz« ist Kern seiner gleichnamigen Oper, deren Handlung die indische Schöpfungsmythologie erzählt. Das Werk setzt sich aus verschiedenen Teilen, die auch einzeln aufgeführt werden können, zusammen. Die Möglichkeiten der ungewöhnlichen Besetzung des Ensembles mit Violine, Altstimme, Knopfakkordeon, Posaune und Klavier gaben Peter Köszeghy die Idee zu seiner Komposition.