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10.06.2000
17:00 - 00:15 Uhr

TheaterPortät.
Niedersächsisches Staatsschauspiel Hannover
Die drei Letzten
Schauspiel von Friedrich Karl Waechter
Regie: Volker Schmalöer
Bühnenbild und Kostüme: Ulrich Frommhold
Dramaturgie: Christiane Spatz

mit Hanspeter Bader, Fritzi Haberlandt, Markwart Müller-Elmau und Hartmut Schories

Die ehemaligen großen Theaterbauten Hannovers, das Opernhaus und das Schauspielhaus, wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Nach einer Bauzeit von neun Monaten wurde das Opernhaus mit der klassizistischen Originalfassade 1950 wieder eröffnet. Neben der Bühne im historischen Ballhaus erhielt das Schauspiel mit dem 1992 fertiggestellten Neubau des großen Schauspielhauses seine zweite eigene Bühne. Die drei im Rahmen des TheaterPorträts gezeigten Produktionen standen am Ende einer erfolgreichen Intendanz von Ulrich Khuon. Der Dramaturg Michael Börgerding sieht den Schwerpunkt der zurückliegenden Arbeit unter dem Begriff des Autorentheaters zusammengefasst. Nach anfänglicher Zurückhaltung der lokalen Presse gewann die durch Einladungen zum Mülheimer Theatertreffen honorierte Spielplangestaltung mit junger, zeitgenössischer Dramatik auch in Hannover Aufmerksamkeit und Anerkennung. Neben Dea Loher, die den Mülheimer Theaterpreis bekam, begann die Karriere einer Vielzahl von heute bekannten Schriftstellern während der Intendanz von Ulrich Khuon: Christian Schröder, Oliver Bukowski, Matthais Zschokke, Albert Ostermaier, Martin Baucks, Moritz Rinke, Ulrich Zieger, Theresia Walser. 1995 initiierte das Staatsschauspiel Hannover die jährlich stattfindenden Hannoverschen Autorentheatertage - ein neues Modell für die Autorenentdeckung und Förderung.

"Die drei Letzten", "Nacht der Fliege. Version 1.0" und "Forever Young" waren gute Beispiele für die Vorstellung eines ausgewogenen Verhältnisses von Text und Regie, wie sie trotz aller Autorenpflege vom Staatsschauspiel Hannover favorisiert wird. "Starke Texte", so Börgerding, "erzeugen starke Regiehandschriften." Beide bedingen sich darin, sich vor einem redundanten Regie-Theater zu bewahren.

Friedrich Karl Waechter parodiert in seinem Stück "Die drei Letzten" das Bild der heiligen drei Könige - Kaspar, Melchior, Balthasar. Als die drei letzten Gäste einer neuzeitlichen Kneipe ging es ihnen darum, kundzutun, was die Menschheit einmal war. Ein Erzählerwettstreit entbrannte.

Steffen Kopetzky stellt in "Nacht der Fliege. Version 1.0" die Frage "Wer spricht, wenn Gott spricht?". Ein Mann in einem Hotelzimmer, ein Mann in einer Messehalle. Er spricht, es spricht aus ihm. Er spricht über Jakob Lorber, dem Gott um 1840 in Graz in die Feder diktierte, zu sagen, was der Sinn des Lebens ist. Es gibt Bücher von Jakob Lorber, die kann man lesen, es gibt die Stimme Gottes, die kann man hören, es gibt diesen Mann, ihm kann man zusehen und zuhören und es gibt Verbindungen zwischen ihm, Jakob Lorber, und Gott. Aus Kopie und Original, in aktiver Sprechhandlung und passivem Sprechenlassen erstellt Kopetzky die "Rückkoppelung" der Stimme Gottes. Ein Vexierspiel um die Verortung von Ursprung und Realität. Hannes Hellmann hielt als Darsteller dieses überraschungsvolle Wechselbad der Erfahrungsbruchstücke spannungsgeladen zusammen. In der Regie von Hartmut Wickert entwickelte sich sein Monolog in Richtung Kafka und ließ ihn in allen Facetten leuchten.

Mit "Forever Young" schauten Erik Gedeon und Rainer Piwek ins Jahr 2048 und zugleich zurück: Zwei Veteranen des Entertainments geben einen Liederabend der alten Schule. Beide, erst unlängst arm und vergessen aus kubanischen Slums geholt, feiern mit "Forever Young" einen der größten Momente ihres Lebens. Lieder vergangener Zeit, keineswegs vergangen, sondern frisch und anrührend wie vor fünfzig Jahren, als sie zum ersten Mal vorgestellt wurden, werden gesungen, erfahren eine Neubelebung. Das musikalische Wiedersehen wurde zum Spiel im Spiel, zum "Live-Konzert" im Spiel auf der Bühne.

 
 
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