Mitglieder aus drei Trachtengruppen des Marburger Landes - Ginseldorf, Großseelheim und Hassenhausen - gestalten gemeinsam mit ihren Musikanten ein reichhaltiges Programm. Die Musikanten (6-8) spielen Volksmusik bzw. volkstümliche Musik mit Akkordeon, Bass, Gitarre, Klarinette, Schlagzeug und begleiten die Tanzgruppe, die in verschiedenen Trachten gekleidet ist, und eine Auswahl von Tanzsuiten hessischer Tänze zeigt. Die Trachten werden vorgestellt und erläutert. Eine mehrstimmige Gesangsgruppe singt Spinnstuben- und Heimatlieder. Abgerundet wird das Programm durch Gedichte und Sketche in hessischer Mundart.
Die Hessische Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege e.V. (HVT) ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Jugend- und Kulturgruppen aus dem gesamten Bundesland mit Sitz in Reichelsheim (Odenwald). Als Dachverband besteht die Hauptaufgabe der HVT darin, den angeschlossenen Tanz- und Brauchtumsgruppen bei ihrer umfassenden Freizeitgestaltung behilflich zu sein und sie in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Die besonderen Ziele der HVT sind die Förderung der Jugendarbeit, die Pflege des heimatlichen Brauchtums, des Volkstanzes und der Volksmusik, des Volksliedes, der Mundart sowie des Volkstheaters und der Tracht. Der Ursprung der HVT ist auf den Zusammenschluss von 25 Gruppen zum "Hessischen Volkstanz und Trachtenkreis" 1951 in Wolfshausen bei Marburg zurückzuführen, dem sich bald weitere Gruppen zugesellten. Bereits in dieser frühen Entwicklungsphase wurden intensive Kontakte zu weiteren Tanz- und Folkloregruppen im In- und Ausland geknüpft. In den 60er Jahren wurde der ehemals kleine "Trachtenkreis" zu einer flächendeckenden Landesorganisation, aus dem 1967 die heutige HVT entstand. 1985 organisierten sich innerhalb der HVT zusätzlich einzelne Jugendgrup-pen zum "Bund kultureller Jugend". Heute umfasst die HVT als Landesorganisation 5 Bezirke mit insgesamt 155 Tanz-, Trachten- und Brauchtumsgruppen, in denen nahezu 15.000 Mitglieder organisiert sind.
Die Tanz- und Trachtengruppe Ginseldorf, eine Jugendgruppe, wurde 1970 gegründet und zählt heute 64 Mitglieder. Aus Schränken und Truhen der Eltern und Großeltern wurden die alten Trachten, soweit noch vorhanden, hervorgeholt. Seit dieser Zeit tragen die Mädchen bei Aufführungen die katholische Marburger Tracht und die Jungen eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine Trachtenweste oder einen Hessenkittel. Die Marburger Tracht ist verhältnismäßig jung, ihre Farbenfolge jedoch sehr alt. Auffallend sind die roten Röcke und die bunt bestickten Halstücher. Seit der Gründung hat die Gruppe an jedem Hessentag teilgenommen; 1979 trat sie dem "Arbeitskreis Internationales Folklorefestival" (AKIFF) bei und nimmt seitdem regelmäßig an dessen Veranstaltungen teil. So ergaben sich dauerhafte Beziehungen zu ausländischen Gruppen in Österreich, Jugoslawien und den USA.
Die Trachten- und Volkstanzgruppe Großseelheim wurde 1971 gegründet. Zirka 30 Kinder, 20 Jugendlich und 25 Erwachsene sind aktiv im Vereinsleben tätig. Zum Repertoire der Gruppe gehören neben Volkstanz auch die Pflege des heimatlichen Brauchtums, der Mundart und des alten Liedgutes. Die engagierten Musiker der Gruppe widmen sich der Volksmusik. Die Gruppe zeichnet sich durch eine große Trachtenvielfalt aus. Die Mädchen und Frauen tragen die Sonntagstrachten vor und nach der Jahrhundertwende, die Kirmestracht und natürlich die Arbeitstracht; die Jungen und Männer passend dazu weißgestickte Hemden, dunkle Tuch- oder helle Leinenhosen, Hessenkittel mit Glockebetzel oder Weste bzw. Hosenträger. Eine Besonderheit ist die Zunftkleidung der Zimmerer, ein in Großseelheim stark verbreitetes, altes Handwerk. Die Großseelheimer unterhalten Freundschaften zu in- und ausländischen Trachten- und Brauchtumsgruppen und pflegen eine Partnerschaft mit der ungarischen Tanzgruppe "Pötörke" aus Tata. Trifft man mit den Großseelheimern zusammen, spürt man unweigerlich, dass die Harmonie, die in der Gruppe herrscht, ganz natürlich ist. Die gute Atmosphäre lässt sich leicht auf das Publikum übertragen und wird dankbar anerkannt.
Die Jugendgruppe Hassenhausen wurde 1965 gegründet und zählt zur Zeit 60 aktive Mitglieder. Die Vereinigung beschäftigt sich überwiegend mit Volkstanz und Brauchtumspflege. Vorrangig werden hessische und deutsche Tänze geübt, darüber hinaus reicht das Tanzgut von europäischer Folklore bis zu amerikanischen Tänzen. Seit 1968 beteiligt sich die Gruppe mit dem Motivwagen "Hassenhäuser Spinnstube" mit Originalspinnrädern und
-haspeln am Hessentagsfestzug. Dazu wird die evangelische Marburger Tracht getragen. An stehenden Festzügen demonstrieren die Jugendlichen die Apfelsaftkelterei. Im Rahmen ihrer Aktivitäten und durch die Mitgliedschaft im "Arbeitskreis Internationales Folklorefestival" (AKIFF) entwickelten sich zahlreiche Kontakte zu anderen Gruppen im In- und Ausland.