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23.10.2000
20:30 - 22:30 Uhr

Der Sturm
Schauspiel von William Shakespeare
Eine Produktion der bremer shakespeare company und der Annette Leady Company (Frankreich/ Italien)
Regie: Pit Holzwarth
Choreografie: Annette Leday
Musik: Ghédalia Tazartès und Kalamandalam Manoj Kumar
Licht: David McRuvie
Kostüme: Heike Neugebauer

mit den Kalam-Künstlern Kalamandalam Haridas Kurup

Sadanam Bhassi, Kalamandalam Unnikrishnan, Sadanam Manikandan, Kalamandalam Manoj Kumar, Sadanam Krishnadasan

und den Schauspielern Robert Brandt, Christian Dieterle, Susanne Höhne, Peter Lüchinger, Erik Roßbauer, Martin Schwanda

Shakespeare hätte diese Truppe geliebt, die keinen Respekt zeigt vor Klassikern, nicht einmal vor ihm selbst. Die »bremer shakespeare company« behauptet sich seit 17 Jahren als selbstverwaltetes Theaterkollektiv, notorisch unterfinanziert und trotzdem bald volljährig.

Der Regisseur Pit Holzwarth und die Choreographin Annette Leday kooperierten in einer interkulturellen Inszenierung von Shakespeares »Sturm«. Sein Meisterstück wurde auf einer weit entfernten tropischen Insel im Zeitalter des Hochkolonialismus angesiedelt. Ein "Kalam", ein kreisförmiges Gemälde am Boden mit einem Durchmesser von gut drei Metern, füllte die ansonsten leere Bühne. Nicht eine Palme, nicht eine Kokosnuss für die Komödie auf der shakespeareschen Südseeinsel und dennoch Raum genug für eine aufregende Begegnung zwischen westlichem Schauspiel und indischer Tanzästhetik: Die indischen Tänzer, der Musiker und der Dekorationskünstler der Annette Leday Company kreierten eine magische Insel, reich an Farben und Geräuschen, bewohnt von beseelten Menschen, die die indischen Tänzer darstellten.

Die Schauspieler der bremer shakespeare company verkörperten die westlichen Eindringlinge. Unter ihnen übernahm Prospero die Führung, der die Insel mit einer Mischung aus Repression und dem Versprechen von möglicher Freiheit regierte. Prosperos Führungskünste werden jedoch in Frage gestellt, als eine andere Gruppe von Europäern auf der Insel landet.

Regisseur Pit Holzwarth hatte sich also in einer Zeit der gerne geführten Globalisierungsdebatte für eine kolonialistische Interpretation des Dramas entschieden, was zweifellos eine gute Entscheidung war. Aus der physischen Präsenz der schweigenden Tänzer entwickelte er mehr Aussagekraft als manch andere redselige Inszenierung des "Sturms" je zu Gehör bringen konnte.

 
 
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