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30.09.2000
20:30 - 22:00 Uhr

TheaterPorträt.
Saarländisches Staatstheater Saarbrücken
Der Tod und das Mädchen II
Ballett von Bernd Roger Bienert nach einem Text von Elfriede Jelinek mit der Musik von Olga Neuwirth
Uraufführung
Auftragswerk des Saarländischen Staatstheaters in Koproduktion mit dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe und dem Kulturprogramm Deutscher Pavillon

Choreographie: Bernd Roger Bienert
Bühnenbild: Flora Neuwirth
Kostüme: Bernd Roger Bienert

mit Mitgliedern des Ballettensembles des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken

Theater hat in Saarbrücken einen zentralen Ort: Seit 1938 wird in der Stadtmitte für Saarbrücken und für das Saarland Musiktheater, Schauspiel und Ballett geboten. Unverkennbar trägt das Haus die architektonische Handschrift seiner Erbauer, die an der Westgrenze des faschistischen Deutschlands ein Zeichen setzen wollten. Geplant war damals, die Kultur in den Dienst eines ideologischen Westwalds zu stellen - die Zeitläufe haben ihn glücklicherweise geschleift. Das mahnende Zeichen ideologischen Größenwahns umgibt heute ein lebendiges, aufgeklärtes und pluralistisches Theater. Das Staatstheater ist zudem ein Brückenkopf zu den europäischen Nachbarn. Die unter diesem Aspekt ausgerichteten Schwerpunkte und Einzelprojekte bestimmen den Spielplan des Dreispartenhauses maßgeblich mit. Im Schauspiel, im Ballett und auch im Musiktheater bemühte man sich um immer neue und gegenwärtige Autoren und Theaterstoffe, insbesondere, um die Verpflichtung zur Gestaltung der Zukunft zu dokumentieren. Ur- und Erstaufführungen bilden daher unter der Generalintendanz von Kurt Josef Schildknecht seit 1991/92 einen wichtigen Pfeiler der Arbeit des Saarländischen Staatstheaters.

Elfriede Jelinek, die wohl wichtigste deutschsprachige Gegenwartsdramatikerin, hat ihr neues Stück "Der Tod und das Mädchen II" eigens für den Choreographen Bernd Roger Bienert verfasst. Es ist eine Bearbeitung des Dornröschen-Märchens. Auf bisweilen zynische Art wird darin das Verhältnis von Tod und Leben, von Existenz und Identität und die von männlicher Macht geprägte Beziehung der Geschlechter thematisiert. Jelineks Dramolett hat Olga Neuwirth musikalisch bearbeitet. Komponistin und Schriftstellerin verbindet eine seit 1990 bestehende Zusammenarbeit, aus der u.a. die Oper "Bäalamms Fest" 1999 für die Wiener Festwochen hervorging. Olga Neuwirth schuf für "Der Tod und das Mädchen II" mittels eines Mehrspurzuspielbandes akustische Räume zwischen Realität und Irrealität. Sie entstanden durch changierende Flächen elektronisch verfremdeter Klänge.

Auch für Bernd Roger Bienert ist der "Tod und das Mädchen II" nicht die erste Beschäftigung mit einem Jelinek-Stück; im November 1999 inszenierte er am Volkstheater Wien ihr Robert Walser gewidmetes Stück "Er, nicht als er". 1988 realisierte Bienert bereits die Uraufführung "Wolken.Heim" am Schauspiel Bonn und 1991 - ebenfalls die Uraufführung - von "Unruhiges Wohnen in Zürich". Bernd Roger Bienerts kraftvoll und poetisch zugleich wirkende Choreographie von "Der Tod und das Mädchen II" war keine Illustration von Text oder Musik. Dem Choreographen gelang vielmehr, im Spiel mit Eindeutigkeit und Offenheit die Balance zum vielschichtigen Text zu halten.

 
 
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