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09.09.2000
20:30 - 22:30 Uhr

TheaterPorträt.
Staatsschauspiel Dresden
Franziska Linkerhand
Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Brigitte Reimann, für die Bühne eingerichtet von Bärbel Jaksch und Heiner Maaß
Dresdner Fassung
Regie: Irmgard Lange
Bühne und Kostüme: Ursula Müller
Textfassung und Dramaturgie: Beate Seidel
Musik: Dietrich Zöllner


mit Christoph Beyer, Winnie Böwe , Martin Brauer, Jens Bürger, Rainer Etzenberg, Jonas Fürstenau, Dirk Glodde, Mario Grünewald, Gerhard Hähndel, Tobias Hallbauer, Regina Jeske, Lars Jung, Jürgen Kalkschies, Stefanie Kampe, Julia Kreusch, Sebastian Kowski, Michael Weber, Siegfried Worch

Spätestens seit der Eröffnung des eigenen Hauses trat das Schauspiel der Residenzstadt 1873 aus dem Schatten des dominierenden Opernhauses hervor. Zu den Protagonisten der Dresdner Sprechbühne gehörten Ludwig Tieck als Dramaturg und die Familie Devrient als Darsteller. 1913 wurde das Albert Theater, heute das Schauspielhaus, unter anderen mit Heinrich von Kleists "Robert Guiskard" eröffnet. Nach der verheerenden Zerstörung Dresdens im zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau wurde das Haus bis zur Wiedereröffnung der Semperoper im Jahr 1985 von der Oper und dem Ballett mitgenutzt. Von 1993 bis 1995 wurde der Zuschauerraum restauriert. Bis zur Sanierung des gemeinsam mit der Staatsoper betriebenen Kleinen Hauses verfügt das Schauspiel im wiederaufgebauten Schloß über eine reizvolle Ausweichspielstätte. Daneben stehen dem Ensemble mit dem Theater in der Fabrik und dem Theater Oben zwei Studiobühnen zur Verfügung. Neben der sensiblen Pflege der Klassiker engagiert sich das Staatsschauspiel Dresden unter der Intendanz von Prof. Dr. Dieter Görne für das Zeitgenössische, scheut sich nicht vor Wagnis und Experiment.

1974 erschien Brigitte Reimanns Roman "Franziska Linkerhand" zum ersten Mal. Ein "literarisches Ereignis ersten Ranges" nannte Christa Wolf sein Erscheinen, die Leser in der DDR hat er auf das heftigste bewegt. Elf Jahre nach dem Fall der Mauer wurde der Roman wieder interessant. Dieses unvollendet gebliebene Buch ist von der Biografie der streitbaren Dichterin nicht zu trennen. Reimann schrieb um und über ihre Existenz - in einer kleinbürgerlich-muffigen, politisch bedrückenden DDR-Realität, in der Schaffens- und Lebensträume immer mehr zum Scheitern verurteilt schienen: Voller Abenteuerlust zieht die Architektin Franziska Linkerhand nach Neustadt. Aus dem Architekturolymp des Stardozenten Reger begibt sie sich in das Projektierungsbüro Schafheutlins, wo keine Lebensentwürfe für übermorgen gedacht werden, sondern die Fließbandproduktion von Wohnungen projektiert wird. Soll sie ihre Träume, kaum geweckt und geboren, gleich wieder begraben? Franziska erklärt dem tausendäugigen Wohnsilo den Krieg. Schönheit muss doch mit Nutzen zu verbinden sein. Bei ihrer Suche nach Lösungen wirbelt sie alles durcheinander. Mit Haut und Haar verschreibt sich Franziska Linkerhand der Stadt, die wächst oder wuchert, setzt an zum Flug in ein Leben, das auf Erfüllung aus ist - und landet im Alltag.

Authentizität kam ins Spiel der Dresdner, ohne dass "Franziska Linkerhand" zum Historienschinken wurde. Die Inszenierung war zeitgenössisches Theater mit großem Unterhaltungswert.

 
 
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