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02.09.2000
23:30 - 00:30 Uhr

Staatstheater Darmstadt
Disco Pigs
Schauspiel von Enda Walsh
Deutsch von Jan Galbraith
Regie und Raum: Thomas Krupa
Musik: Mark Polscher

mit Michael Fuchs und Karin Klein

Begonnen hat es in einer umgebauten Reithalle: Ein am Darmstädter Landgrafenhof engagierter Komponist inszenierte dort ab 1671 die ersten Opern. Kurze Zeit später wurde der Stall zu einem Opernhaus umgebaut und 1711 konnten die kurzen, aber glanzvollen Jahre des Darmstädter Barocktheaters eingeläutet werden. Ein Jahr später wurde eine französische Komödiantengruppe fest ans Haus gebunden, die immerhin so lange bleiben konnte, bis die Verschuldung des Hofes 1718 auch das Theater zum Erliegen brachte. Den imposanten Bau des neuen Opernhauses gab Herzog Ludwig I. in Auftrag. 1819 eröffnete ein Hoftheater - aber kein höfisches Theater, war es doch mit seinen 2000 Plätzen als Beitrag zur Bildung der bürgerlichen Gesellschaft gedacht. Während der 20er Jahre, aber sogar noch im Dritten Reich, gelang es dem Theater trotz allem eine der "wagemutigsten Bühnen des Gaues" (Frankfurter Zeitung) zu werden, und nach der Zerstörung des Theaters im September 1944 folgte dann 1945 der Neubeginn in der Orangerie. Auf die Wiedereröffnung des Hoftheatergebäudes als Bühne wurde verzichtet, statt dessen errichtete der Architekt Rudolf Prange 1972 einen Theaterneubau, der drei Bühnen und sämtliche Werkstätten unter einem Dach vereint. Unter den Intendanten Gustav Rudolf Sellner und Kurt Horres wie auch während der Zeit des Generalmusikdirektors Hans Drewanz gewann und behielt das Darmstädter Theater bis heute ein unverwechselbares künstlerisches Profil.

Solide Fortsetzung und Erweiterung des Repertoires, engagierte Förderung der Moderne und der Avantgarde stehen seit 1996 für die Intendanz Gerd-Theo Umbergs mit dem erfahrenen Operndirektor Friedrich Meyer-Oertel, dem jungen Generalmusikdirektor Marc Albrecht und der interdisziplinär ausgerichteten Leiterin des Tanz/Theaters Birgitta Trommler sowie seit 2000/01 mit dem Schauspieldirektor Heinz Kreidl.

Das zeitgenössische angelsächsische Stück "Disco Pigs", das in der Spielzeit 1998/99 von Thomas Krupa in Darmstadt auf die Bühne gebracht und zum Renner wurde, spannt den Bogen nicht nur zur sehr zeitgemäßen englischen Dramatik, sondern bietet zur poetischen Kunstsprache, mit der ein Werner Fritsch arbeitet - sein Schauspiel "Chroma" wurde im Rahmen des Theaterporträts im August-Everding-Saal zur Uraufführung gebracht - , einen völlig anders gearteten sprachlichen Schwerpunkt. Sprache ist hier nicht ein zusammenfassendes übergeordnetes Strukturprinzip, sondern direkter, individueller Ausdruck einer Klassenzugehörigkeit, einer ganzen Generation mit einem bestimmten Lebensgefühl. "Disco Pics" erzählt Geschehnisse zweier Tage im Leben von Pig und Runt, beide 17 Jahre alt, am gleichen Tag im gleichen Krankenhaus der irischen Stadt Cork geboren und Tür an Tür in der gleichen Siedlung aufgewachsen. Sie haben sich eigene Namen gegeben und eine Geheimsprache erfunden, die jeden Fremden ausschließt. Pig und Runt sind König und Königin, Bonnie und Clyde im eigenen Sprachbereich. Die beiden leben eine frühe Liebe, wild, leidenschaftlich und ganz unschuldig.

 
 
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