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18.08.2000
20:30 - 22:30 Uhr

Lied:Strahl
Liederabend
„es sind noch lieder zu singen jenseits der menschen ...“

Mit Axel Bauni, Ursula Hesse, Christopher Lincoln, Siegfried Mauser, Christoph Prégardien, Yaron Windmüller

Hugo Wolf (1860 -1903)
Drei Lieder
nach Gedichten von Eduard Mörike
1.Verborgenheit
2.Wo find ich Trost?
3.Denk es, o Seele

Aribert Reimann (*1936)
Eingedunkelt
(P. Celan)
für Mezzosopran solo
I Wirfst du den beschrifteten Ankerstein aus?
II Deutlich, weithin, das offene Umklammerungszeichen
III Über die Köpfe hinweg
IV Angefochtener Stein
V Bedenkenlos, den Vernebelungen zuwider

VI Nach dem Lichtverzicht
VII Eingedunkelt die Schlüsselgewalt
VIII Vom Hochseil
IX Füll die Ödnis in die Augensäcke

Ludwig van Beethoven (1770 -1827)
An die Hoffnung op.94
(C.A. Tiedge)

Wilfried Maria Danner (*1956)

Uraufführung
es sind noch lieder zu singen jenseits der menschen ...
nach Texten von Paul Celan
canti - frammenti e scene
für Tenor und Klavier
Lied I
"Schwarz wie die Erinnerungswunde "
Parenthese I (Klavier solo)
Lied II
"In den Flüssen nördlich der Zukunft "
Lied III
"Vor dein spätes Gesicht"
Parenthese II "...scene" ((Klavier solo)
Lied IV
"Im Schlangenwagen"
Parenthese III "...frammenti"(Klavier, Tenor)
Lied V
"Fadensonnen"
Lied VI
"Erblinde schon heut"
Parenthese IV "...frammenti, scene"
(Tenor, Klavier)
Lied VII
"Fadensonnen" (commento sopra V)

Aribert Reimann
Wir, die wie der Strandhafer Wahren ...
(P. Celan)

Robert Schumann (1810 -1856)
Sechs Lieder
nach Gedichten von Joseph von Eichendorff
1. In der Fremde
2. Mondnacht
3. In der Fremde
4. Zwielicht
5. Im Walde
6. Der Einsiedler

Aribert Reimann
Die Pole sind in uns
(P. Celan)

Dem deutschen Klavierlied, intimster Zweig der deutschen Musikkultur, war eine ganze Woche gewidmet. Ihr programmatischer Titel beschrieb die Faszinationskraft des Liedes und seine subjektive Ausstrahlung durch die Jahrhunderte. Sieben Liederabende und eine Liederstunde sowie sechs Workshop-Konzerte der Liedklassen deutscher Musikhochschulen umfasste das Programm. Elf deutsche Komponisten haben neue Klavierlieder geschrieben. Lied:Strahl präsentierte die Tradition und Moderne des deutschen Klavierliedes als einen spezifischen Zweig der deutschen Musiktradition. In den Liederabenden entwarf Lied:Strahl über die Zeitgrenzen hinweg Bilder menschlicher Hoffnung, Träume, Sehnsüchte. Der Aufbau der einzelnen Programme folgte einer poetischen Idee. Die Erzählung eines lyrischen Dramas, in dem das Wort des Dichters die gleiche Geltung besitzt wie die Musik, war ihr Ziel, nicht das Vortragen schöner Weisen. Das Lied wird oft als überlebt, zumindest aber als abgeschlossen abgeurteilt. Es erweist sich jedoch als überaus vitaler Bestandteil unserer Kultur:


"es sind noch lieder zu singen jenseits der menschen". Um zwei deutsche Dichter kreisten die Lieder dieses Abends: Joseph von Eichendorff und Paul Celan. Der eine ist der deutsche Romantiker schlechthin, der die Sehnsucht nach der Fremde besang, von Robert Schumann unvergleichlich sehnsuchtsvoll vertont; der andere, der Rumäniendeutsche, Jude und Emigrant, in Paris in deutscher Sprache dichtend wie einst Heinrich Heine. In seiner Dichtung leben die Erschütterungen von Auschwitz. Er schrieb wider die Verdrängung, wider die vorschnelle Bereinigung des Gewissens. Wer sich dem Erinnern verweigert, der zerstört sein Menschentum. Für Aribert Reimann ist Celans Poesie das poetische Zeitzeugnis schlechthin; seine großen Celan-Zyklen bestimmten den Ton des Liederabends. Das Klavierlied ist Reimanns ureigenstes Gebiet; selbst ein wunderbarer Liedbegleiter, hat er es wie kaum ein anderer Komponist in das Zentrum seiner künstlerischen Arbeit gerückt. Wilfried Maria Danner wählte für seinen neuen Liederzyklus ebenfalls Verse von Paul Celan. Lieder von Robert Schumann und Hugo Wolf entführten den Besucher nach so vielem Neuen in vertrautere Gefilde. Schumanns Eichendorff-Lieder gehören zum Schönsten, aber auch Abgründigsten, das er geschrieben hat. Wie trügerisch also trat dem Hörer der volksliedhafte anheimelnde Ton entgegen, wenn er die Verszeilen genau hörte.

 
 
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