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20.08.2000
20:30 - 22:30 Uhr

Lied:Strahl
Liederabend
"Weg, weg, weg mit den Reimen, mit den Arien ..."

Mit Claudia Barainsky, Axel Bauni, Salome Kammer, Stefan Litwin, Siegfried Mauser, Michal Shamir, Steffen Schleiermacher und Marcus Ullmann

Alexander von Zemlinsky (1871 -1942)
Lieder
nach Gedichten von Richard Dehmel
1.Vorspiel
2.Ansturm
3.Letzte Bitte
4.Stromüber
5.Auf See

Paul Hindemith (1895 -1963)
Acht Lieder op.18
1.Die trunkene Tänzerin (C. Bock)
2.Sankt Franziskus (C. Morgenstern)
3.Traum (E. Lasker-Schüler)
4.Auf der Treppe (C. Morgenstern)
5.Vor dir schein ich aufgewacht (C. Morgenstern)
6.Du machst mich traurig - hör ' (E. Lasker-Schüler)
7.Durch die abendlich Gärten (H. Schilling)
8.Trompeten (G. Trakl)

Steffen Schleiermacher (*1960)

Uraufführung
Die Menschheit
(A. Stramm)
für Sprechstimme und präpariertes Klavier

Richard Strauss (1864 -1949)
Vier Lieder
1. Als mir dein Lied erklang (C. Brentano) op.68,4
2. Die Nacht (H. v. Gilm) op.10,3
3. Liebeshymnus (K. Henckell) op.32,2
4. Amor (C. Brentano) op.68,5

Stephan Wolpe (1902 -1972)
Decret Nr.2 - An die Armee der Künstler
(W. Majakowski)

Matthias Pintscher (*1971)

Uraufführung
Lieder und Schneebilder
nach Gedichten von Edward Estlin Cummings
1. Beautiful is the meaningless (Erstes Schneebild)
2. The moon is hiding in her hair
3. Lady of Silence
4. Silence in a looking bird (Zweites Schneebild)

Dem deutschen Klavierlied, intimster Zweig der deutschen Musikkultur, war eine ganze Woche gewidmet. Ihr programmatischer Titel beschrieb die Faszinationskraft des Liedes und seine subjektive Ausstrahlung durch die Jahrhunderte. Sieben Liederabende und eine Liederstunde sowie sechs Workshop-Konzerte der Liedklassen deutscher Musikhochschulen umfasste das Programm. Elf deutsche Komponisten haben neue Klavierlieder geschrieben. Lied:Strahl präsentierte die Tradition und Moderne des deutschen Klavierliedes als einen spezifischen Zweig der deutschen Musiktradition. In den Liederabenden entwarf Lied:Strahl über die Zeitgrenzen hinweg Bilder menschlicher Hoffnung, Träume, Sehnsüchte. Der Aufbau der einzelnen Programme folgte einer poetischen Idee. Die Erzählung eines lyrischen Dramas, in dem das Wort des Dichters die gleiche Geltung besitzt wie die Musik, war ihr Ziel, nicht das Vortragen schöner Weisen. Das Lied wird oft als überlebt, zumindest aber als abgeschlossen abgeurteilt. Es erweist sich jedoch als überaus vitaler Bestandteil unserer Kultur:

"Weg, weg, weg mit den Reimen, mit den Arien ...". Verrückt wie das Motto ist das Lied, dem es entstammt. Stefan Wolpes "Dekret Nr. 2 - an die Armee der Künstler" nach dem Gedicht von Wladimir Majakowski "Weg, weg mit den Baritonen" klingt verwirrend. Dürfen die Soprane eigentlich bleiben? Das ist natürlich nicht gemeint. Majakowski zielte mit seinem Gedicht auf die Anpasser. Es ist eine Satire auf die künstlerischen Wendehälse und Wetterhähne, die sich nach dem Winde drehen und neuerdings bei Bedarf ein revolutionäres (oder demokratisches) Mäntelchen hervorziehen. Der deutsche Dichter August Stramm war ein Geistesbruder Majakowskis. Sein Zyklus "Tropfblut - Gedichte aus dem Krieg"ist eine Anklage des Völkermordens im ersten Weltkrieg. Daraus wählte Steffen Schleiermacher den Text zu Klavierlied "Die Menschheit". Matthias Pintscher, der jüngste der Lied-Komponisten, wählte Arthur Rimbauds melancholisches Gedicht »Ophélie«. Seine Musik, sagt er, vertraue der Kraft der Poesie. Die des Leipzigers Steffen Schleiermacher vertraut der Kraft der Herausforderung. Die Uraufführungen umkreisten äußerste Extreme.

 
 
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