Musikalische Leitung: Christoph Poppen
mit Ursula Hesse, Salome Kammer, Jan Vogler, Jörg Widmann, dem
Minguett-Quartett
sowie dem Münchener Kammerorchester
Carl Orff (1895-1982)
Klage der Ariadne
(Lamento d'Arianna di Claudio Monteverdi
1608)
Werner Egk (1901-1983)
La Tentation de Saint Antoine
für Alt, Streichquartett und Streichorchester
Wilfried Hiller (*1941)
Chagall-Zyklus
für Klarinette und Kammerorchester
Jörg Widmann (*1973)
Uraufführung
Auftragswerk des Deutschen Pavillons
Dunkle Saiten
für Violoncello, Orchester und Zwei Frauenstimmen
Dem Münchener Kammerorchester wurde als erstem
Ensemble der Musikpreis der Stadt München 2000 verliehen. Honoriert wurde damit
das Engagement der Musiker für die neue Musik und die ausgewogene Traditionspflege,
mit denen sie ein neues Publikum gewannen. Beheimatet im Herkulessaal der Stadt
München, gastiert das 1950 gegründete Orchester auch im Ausland, so seit der
Übernahme der künstlerischen Leitung im Jahre 1995 durch Christoph Poppen in
den Musikzentren Osteuropas - Bratislava, Krakau, Warschau, Bukarest, Sofia und
Belgrad - und in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in New York und anderen
amerikanischen Städten sowie in China,
Japan, Manila, Hanoi, Bangkok und Singapur. Auf zahlreichen CDs ist die Kunst
des Münchener Kammerorchesters dokumentiert. 1999 begann eine Serie mit
Einspielungen von Werken von Karl Amadeus Hartmann, darunter die Erstaufnahmen
von dessen Kammerkonzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester
und die 4. Sinfonie.
Vier bayerische
Komponisten und ihre Werke standen auf dem Programm des Konzerts. Carl Orff ist
der älteste und berühmteste von ihnen. Er ist der Auslöser für die
verschiedenen im Programm vertretenen musikalischen Bestrebungen der jüngeren
Komponisten, selbst nicht mit einem originalen Werk vertreten, sondern mit
einer Bearbeitung. Mit seiner 1925 geschaffenen Fassung des berühmten "Lamento
d'Arianna" von Claudio Monteverdi entstand ein eigener musikalischer Ausdruck,
der in freier musikalischer Prosa, an keinerlei musikalische Form gebunden,
dahinströmt. Jörg Widmann, der jüngste und noch am wenigsten bekannte Komponist
des Programms, steuerte die Uraufführung des Abends bei und bestritt mit
"Dunkle Saiten" den ganzen zweiten Teil des Konzerts. Zugleich trat der
28-jährige Münchner als Klarinettensolist auf. Sein Studium der Komposition
absolvierte er bei Hans Werner Henze, Wolfgang Rihm und Wilfried Hiller, durch
den er gleichsam zum "Enkelschüler" Orffs wurde. Wilfried Hillers und Werner
Egks Werke behaupteten sich - quasi im Schnittpunkt der beiden Generationen -
zwischen den Werken von Orff und Widmann. Hiller arbeitete lange Zeit als
Mitarbeiter Orffs und begleitete den künstlerischen Weg seines Lehrers in
dessen späten Jahren. Aber er ahmte ihn nicht nach. Sein "Chagall-Zyklus"
bewegt sich sozusagen in einer vom Vorbild unabhängigen, musikalischen
Landschaft. Werner Egks Entwicklung führte ihn über die Auseinandersetzung mit
Strawinsky und Prokofjew zwangsläufig zu dem musikalischen Landsmann Orff,
dessen Musik ebenfalls auf dem Rhythmus als dem musikalischen Urelement
gründete. Anders als Orff aber liebte Egk die französische Leichtigkeit. Sein
ironischer Gesangszyklus "La tentation de Saint Antoine" legte in diesem
Konzert davon Zeugnis ab.