Musikalische Leitung: István Dénes
Regie: Heinz Lukas-Kindermann
Ausstattung: Susanne Thaler
mit Barbara Dobrzanska, Laslo Lukas, Alois Riedel, Andreas
Scheel, Sabine Schnitzer, Nico Wouterse, Heidi Zehnder, Juri Zinovenko
und dem Städtischen Orchester Trier
Mit Beginn der Intendanz von Heinz Lukas-Kindermann in der Spielzeit 1995/96 erlangte
das Theater Trier durch die Einführung inhaltlich bestimmter Reihen
überregional die Aufmerksamkeit der Fachpresse. Das Musiktheater schärfte sein
Profil durch die Reihe "Unbekannte Opern". Die seit der Uraufführung von 1897
nie wieder gespielte Oper "Sarema, die Rose vom Kaukasus" von Alexander
Zemlinsky geriet in Trier zum durchschlagenden Erfolg. Desweiteren gab es neben
den Wiederentdeckungen eine Serie von Novitäten: die Uraufführung der Oper "Die Glasmenagerie" des in Norwegen
lebenden Italieners Antonio Bibalo, Wilfried Hillers "Die Geschichte vom alten
Adler und dem kleinen blauen Bergsee", die Kammeroper "Das Tagebuch der Anne
Frank" von Gregor Frid sowie "Ein Bericht für eine Akademie" des Tschechen
Jan Klusák nach Franz Kafka. Lukas-Kindermann setzt in seiner Spielplangestaltung
auch schauspielerische Schwerpunkte, so mit einer nicht allstadttheatralischen
Reihe, die Jahr um Jahr mit neuen Facetten angereichert wird. Die Verbindung
zur Stadt Trier lag der Konzeption
dieser Reihe zu Grunde: Inszenierungen diverser Stücke von Persönlichkeiten, die einen
Teil ihres Lebens unter verschiedensten Umständen in der Moselmetropole
verbracht haben.
Francesco
Micielli entwickelte das Libretto für die kammermusikalisch besetzte Oper
"Trilogie der Sommerfrische" aus Carlo Goldonis berühmtem Schauspiel "Trilogia
della villegiatura". Micielli folgt der Vorlage Goldonis, indem er ein Bürgertum
schildert, das sich in narzistischer Spiegelung um die Verwirklichung seines
Selbst sorgt. In der Voraussicht auf Anton Tschechows Dramen "Der Kirschgarten"
und "Drei Schwestern" wird in der scheinbaren Ferne der zitierten Zeit das Bild
einer gegenwärtigen, vom Hedonismus geprägten Gesellschaft sichtbar. Die von
emotionaler Kraft und innerem Aufbruch bestimmte Begegnung einer auf dem Lande
verweilenden Gruppe von Menschen endet im Sieg der Konvention. Was bleibt, ist
die Melancholie und Ernüchterung einer politisch desinteressierten, daher
unmündigen Amüsiergesellschaft. Die katastrophale Bitternis als Fazit eines
Abenteuers in der Sommerfrische hat der österreichische Komponist Ingomar
Grünauer als Spiel mit Fassade und Subtext umgesetzt, in welchem das Primat der
Stimmen szenisch polyphon realisiert wurde.