TAGNACHTTRAUMSTAUB
Zur Eröffnung des Kulturprogramms Deutscher Pavillon wurde im August
Everding Saal die Uraufführung des Musiktheaters TagNachtTraumstaub
von Annette Schlünz vorgestellt.
Die 1964 in Dessau geborene Komponistin Annette Schlünz gilt als
eine der größten Talente der jüngeren, deutschen Musiktheatergeneration.
Dafür hat sie bereits zahlreiche Preise und Stipendien entgegennehmen
können. Ihre Werke wurden von Ensembles und Solisten in zahlreichen
Ländern Europas, in Japan, Südamerika und den USA aufgeführt.
Angeregt wurde TagNachtTraumstaub vom Komponisten und Intendanten Udo
Zimmermann, dem Lehrer der Dresdener Komponistin. Regie führte Helfrid
Foron, der mit Annette Schlünz bereits mehrere Projekte realisiert
hatte, an denen auch der französische Künstler Daniel Depoutot
beteiligt war. Er schuf für TagNachtTraumstaub die Bühnenobjekte
und Kostüme, ebenso wie eine stückbezogene Installation in den
Gärten. Depoutot, der seit 1995 mit dem Dresdner Zentrum für
zeitgenössische Musik und dort mit Annette Schlünz zusammenarbeitet,
baute aus alltäglichen Materialen in betont handwerklicher Weise Skulpturen,
die er “Haus-, Flöten-, und Percussionsobjekte” genannt hatte. Ihr
genauer Einsatz wurde von der Komponistin schon in der Partitur festgehalten.
In der Wirkung ihrer scheinbar nicht fachmännischen Ausführung
ironisierten sie einen als Zeichen des Fortschritts verinnerlichten technischen
Perfektionismus, der ein einseitiges Verstehen von Realität allzu
oft in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns stellt.
TagNachtTraumstaub hob die konventionelle Trennung zwischen Bühne
und Zuschauerraum auf und thematisierte den fraglichen Zustand zwischen
Traum und Wachen. Das Stück führte uns an die Grenzen unserer
Wahrnehmung, an die Grenzen menschlicher Erkenntnis. Die Komponistin durchforschte
das ewig alte, immer neue Labyrinth der Liebe, den Garten der Pfade, die
sich verzweigen: Analogie zum menschlichen Leben, in Bild, Klang und Sprache
übersetzt. TagNachtTraumstaub folgte dabei keiner klassischen Operndramaturgie.
Als musikalisches Poem konzipiert ist das Stück in sechs VERÄSTELUNGEN
und sechs RISSE eingeteilt, eine sogenannte “Grundmusik” webt sie zu einem
heterogenen Flechtwerk zusammen. In diesem formalen Arrangement findet
die Oper den adäquaten Ausdruck ihrer inhaltlichen Zerrissenheit.
Eine faszinierende Welt zwischen Realem und Irrealem, zwischen Verstehen
und Unverstand entfaltete sich im unkonventionellen Raum.
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