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GRENZGÄNGE
 
Die Grenzgänge gehörten zu den zentralen Projekten des Bundes, die im Kulturprogramm des Deutschen Pavillons einen besonderen Platz einnahmen. Vom 2. bis 8. Oktober 2000 wurden die Tendenzen der einzelnen Projekte in 29 Veranstaltungen gebündelt. Die internationalen Wechselwirkungen der Kulturen in einer sich ändernden Welt wurden zum übergreifenden Thema.

Innovation und Globalisierung – zwei Zentralbegriffe für Wirtschaft und Technik – bedürfen ihrer Entsprechung im kulturellen Diskurs. Wenn das moderne Deutschlandbild gleichermaßen durch eine hoch entwickelte Industrie und eine hochentwickelte Kultur geprägt sein soll, dann bedarf es internationaler Verflechtungen, des Austausches von Ideen und des streitbaren Gesprächs.

Grenzgänge war nicht ein Gang entlang alter Grenzen. Es waren Grenzgänge auf Zukunftspfaden, aber auch auf jenen Wegen, an denen sich gegenwärtig Geister scheiden. Es ging um das Bild, das wir und das unsere Freunde von Deutschland haben, und da interessierte vor allem ein nachdenkliches, nachdenkenswertes und kritisches.

Die im Auftrag des Kulturprogramms Deutscher Pavillon produzierte dokumentarische Performance “Welcome Home” von Roger Willemsen in der Videoinstallation von Michael Simon und der Gruppe “Szeno ID” mit Filminterviews über das Deutschland- und Weltbild von 55 in- und ausländischen Künstlern zeigte an vier Tagen von 10.00 bis 22.00 Uhr Deutschland als Schmelztiegel der Künste und als Heimat vieler ausländischer Künstler, sie verdeutlichten zudem auch den Wandel kultureller Interessen in der Gesellschaft. Weit über 20.000 Besucher der EXPO sahen und hörten in 14 Glashäusern im August Everding Saal Prominenten wie Aziza A., Hildegard Knef, Volker Schlöndorff, George Tabori, Vivienne Westwood und Heinz Berggruen zu, die davon erzählten, was sie über Deutschland denken.

Am Deutschen Tag auf der EXPO stand im Auftrag des Bundespresse- und Informationsamtes der Theaterabend “Die erste Stunde nach der letzten” auf dem Programm. Arie Zinger warf mit sieben neuen Texten von Péter Nádas und Irene Dische sowie Herta Müller, Thomas Brussig, Christoph Hein, Moritz Rinke und Alissa Walser einen unpathetischen Blick auf die deutsche Realität und schuf einen künstlerischen Kommentar zum Thema Freiheit.

Das Musiktheater “Befreiung aus dem Paradies” war ebenfalls eine Auftragskomposition des Deutschen Pavillons an den jungen Münchner Komponisten Jörg Widmann. Das Libretto zu dieser Science-Fiction-Oper, die sich mit dem Thema der EXPO 2000 “Mensch - Natur – Technik” auseinandesetzte, stammt von Markus Beck und Katja Willebrand. Eine Art “Gute Nachtgeschichte für kleine und große Computer” war zu erleben, interpretiert durch ein internationales Instrumentalensemble mit u.a. Pierre Charial, Per Arne Glorvigen, Edgar Guggeis, Wu Wei und Carolin Anne Widmann sowie den Künstlerinnen Isabeella Beumer und Salome Kammer.

Die Installationen “Alemania – Alemania/Deutschland - Deutschland” von Hector Solari im Foyer sowie “Der Tropfen, das Meer und das Boot” von Petra und Reinhard Heinrichsmeyer in den Gärten reflektierten den Prozess von Einheit und zur Einigkeit, führten weg von Einheitlichkeit.

Dichterwort und Musik prägen das kulturelle Selbstverständnis in Deutschland. Sie durchbrachen auch in jenen Zeiten Grenzen, in denen sie als unüberschreitbar galten. So war Deutschland auch Thema der täglichen Lesungen „Deutschlands Worte”. Und ganz junge Musiker, darunter Kinder ausländischer Eltern, die in Deutschland aufwachsen, präsentierten ihr Können mit Musik ihrer beiden Heimatländer - das der Eltern und des eigenen.

Nach den Performances und Theaterveranstaltungen fanden Konzerte mit Jazz und Crossover-Musik statt. Diese beiden Musikarten sind genuin grenzüberschreitend, sie bestehen auf Vermischung der Stile und Ausdrucksweisen, sie formulieren eine Identität, die nicht national und nicht nostalgisch geprägt ist.

Am letzten Tag kehrten die Grenzgänge zu ihrem Ausgangspunkt zurück – zu “Welcome Home” und den Reflexionen über Deutschland. Roger Willemsen lud zu einer Gesprächsimprovisation ein: “Talk at Home – Willkommen”. Es kamen rund 300 Menschen, die etwas zum Thema Deutschland sagen wollten und zu sagen hatten. Acht von ihnen interviewte Roger Willemsen auf dem Podium im August Everding Saal.

Entworfen wurde die Skizze eines aktuellen Deutschlandbildes an der Schwelle zu einem neuen Jahrhundert.
 

 

 
 
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